Fortschritt braucht Konstanz
Welche Bedeutung hat es, Blut oder Blutstammzellen zu spenden? Aus der Position unserer Organisation betrachtet, steht die medizinische Relevanz an vorderster Stelle. Denn mit unserer Vision – für jede Patientin, jeden Patienten zur richtigen Zeit die passende Spende – haben wir uns ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Doch die eingangs gestellte Frage allein auf die medizinische Bedeutsamkeit zu beschränken, würde zu kurz greifen. Einen Teil des eigenen Körpers zu spenden, der dann in einem anderen Körper weiterlebt, ist vor allem ein Akt der Menschlichkeit. Und dieses solidarische, altruistische Handeln der Spenderinnen und Spender hat dazu geführt, dass wir wieder auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken dürfen.
2024 haben wir im Bereich der Blutstammzellen einige Höchstwerte erzielt. Wenn alle Spendearten zusammengerechnet werden, haben wir zum ersten Mal über 100 Produkte ausliefern können. Auch die Zahlen von Erstabklärungen und Entnahmen bei Spenderinnen und Spendern liegen auf Rekordniveau. Es freut uns sehr, dass wir immer mehr Patientinnen und Patienten aus dem globalen Netzwerk die notwendigen Produkte zur Verfügung stellen können. Die Gründe dieses steigenden Interesses führen wir im Wesentlichen auf drei Aspekte zurück:
- In unserem Register sind auch Spenderinnen und Spender mit raren HLA-Merkmalen eingetragen.
- Wir haben sehr gut typisierte und junge Spenderinnen und Spender.
- Das Schweizer Register ist hoch angesehen, weil wir zuverlässig sind, unsere Prozesse gut laufen und wir preislich konkurrenzfähig sind.
Im Bereich Blut haben wir im vergangenen Jahr den Grundstein für den digitalen Spenderservice gelegt. Die App steht in den beiden bekannten App Stores zum Download bereit. Die Anbindung und Inbetriebnahme des Services in mehreren regionalen Blutspendediensten soll nun in diesem Jahr vollzogen werden. Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung der Kontakte zwischen Spenderinnen, Spendern und Blutspendediensten das Blutspendewesen verbessern wird.
Eine grosse Veränderung im Blutspendewesen dürfte ebenfalls der Antrag zur Anpassung der Blutspendekriterien bewirken, den wir im Oktober 2024 bei Swissmedic eingereicht haben. Darin schlagen wir vor, dass Personen, die sich zwischen dem 1.1.1980 und dem 31.12.1996 im Vereinigten Königreich aufgehalten haben, wieder Blut spenden dürfen.
Die steigenden Fallzahlen in Europa von Infektionen mit dem West-Nil-Virus, dem Dengue-Virus und anderen von Mücken übertragbaren Viren sind eine Herausforderung im Bereich Blut. Da ist es unerlässlich, ausreichende Möglichkeiten und Mittel zur Verfügung zu haben, dass die Übertragung einer solchen Krankheit bei einer Bluttransfusion ausgeschlossen werden kann. Um dies zu bewerkstelligen, mussten neue Testmöglichkeiten implementiert werden. Dies war mitunter ein Grund, weshalb wir beim BAG ein Gesuch zur Preiserhöhung für das Erythrozytenkonzentrat (EK) einreichten. Unser Antrag wurde teilweise gutgeheissen, die Preiserhöhung ist seit dem 1. Januar 2025 in Kraft.
Die stufenweise Einführung der Software Omnia für stärker integrierte Abläufe bei den Blutstammzellen wird uns auch im Jahr 2025 begleiten. Es hat sich gezeigt, dass grössere IT-Projekte in der Regel mehr Zeit benötigen als geplant. Wir haben etwas Rückstand, sind aber nach wie vor auf Zielkurs.
Als Bestätigung der insgesamt qualitativ guten Arbeit konnten wir die ISO-Zertifizierung problemlos erneuern.
Das vergangene Jahr brachte Rekorde und Stabilität zugleich. Diese Konstanz zeigt, dass wir auf einem soliden Fundament stehen. Sie gibt uns die Stärke, kommende Herausforderungen anzugehen und Fortschritt zu erzielen. Denn Fortschritt braucht Konstanz.
Dr. Bernhard Wegmüller
Direktor und Vorsitzender der Geschäftsleitung
Blutspende SRK Schweiz AG
Isabelle Chassot
Verwaltungsratspräsidentin
Blutspende SRK Schweiz AG
